Wenn ein Akteur nach Spielende völlig geknickt in der Kabine kauert und mit den Tränen kämpft, muss in den 90 Minuten zuvor einiges vorgefallen sein. Bei Meiendorfs Olufemi Smith war dies beim 1:1 im Spiel gegen Aufsteiger Eider-Büdelsdorf in der Tat der Fall. Der 25Jährige versäumte es auf fahrlässige Weise, die Partie im Alleingang zu entscheiden. Viermal musste MSV-Trainer Frank Stolina entsetzt und verzweifelt Mitanschauen wie sein Stürmer völlig frei vor dem Büdelsdorfer Kasten versagte, sodass am Ende trotz drückender Überlegenheit seiner Mannschaft nur ein magerer Punkt heraussprang.
Der Meiendorfer SV drückte die Gäste aus Büdelsdorf gleich nach dem Anpfiff in deren eigener Hälfte fest. Nils Roschlaub (3.) und David Berwercke (6.) schossen von der Strafraumgrenze nur knapp am Kasten von Stefan Legrum vorbei, bevor Smith seinen ersten unschönen Auftritt hatte. Nach einer präzisen Flanke des überragenden Terry Galloway, vergab er die sichere Führung, indem er aus vier Metern völlig unbedrängt das leere Tor nicht traf (9.). Die Gastgeber agierten anschließend zwar weiterhin dominant, ließen Ball und Gegner teilweise zwei bis drei Minuten laufen, zwingende Chancen sprangen dabei aber nicht mehr heraus, was vor allem an der mangelnden Präzision beim finalen Pass festzumachen war. Andreas Krohn schlug allein ein halbes Dutzend Flanken hinter den Kasten oder flach vors Tor, nachdem er von Norman Lund oder Galloway exzellent in Szene gesetzt wurde. Zudem war Stürmer Simon Radtke, der keine einzige positive Aktion vorweisen konnte, ein Totalausfall. So mussten die Mittelfeldspieler halt selbst das Heft in die Hand nehmen. Roschlaubs Hammer aus 25 Metern strich aber nur die Latte (33.) und Lunds Schuss aus spitzem Winkel lenkte Legrum mit einem starken Reflex noch um den Pfosten (44.). Die Gäste aus Schleswig-Holstein hatten dagegen, außer einem harmlosen Schuss von Torge Treptow (24.) und einem misslungenen Kopfball von Jörg Ahrends (27.) nichts größeres vorzuweisen und konnten von Glück reden, nicht schon zur Pause einem deutlichen Rückstand hinterherlaufen zu müssen.
In der zweiten Spielhälfte zeichnete sich trotz eines frühen Feldverweises gegen Meiendorfs Verteidiger Sven Reymann das gleiche Bild ab. Nachdem Legrum erneut mit einer Glanztat einen Schlenzer von Krohn sensationell rettete (48.), hatte Smith seinen zweiten großen Auftritt. Nach Pass von Galloway war er auf und davon, scheiterte aber mit einem harmlosen Abschluss am herausstürmenden Legrum (60.), um kurze Zeit später wieder aus kurzer Distanz das Tor zu verfehlen (70.). Als Lund aber mit einem Freistoß erneut nur knapp das Tor verfehlte (72.), stellten die Gäste den Spielverlauf total auf den Kopf. Nach einem langen Ball von Till Fürthmann aus der eigenen Spielhälfte nutzte Özcan Atasoy den einzigen Stellungsfehler von Kapitän Marco Krausz zur völlig überraschenden Führung (76.). Die Stolina-Elf warf jetzt alles nach vorn und wurde nach einem Schuss von Lund, den Legrum nur abklatschen lassen konnte, durch Helge Mau auch belohnt (85.). Die Freude Stolinas kippte aber schnell wieder ins Gegenteil, als Legrum bei Smith „viertem schlechten Streich“ erneut die Oberhand behalten konnte (86.). Der eingewechselte Naip Nika hatte noch eine Möglichkeit auf den Siegtreffer, doch Legrum war nach seinem Patzer vor dem Ausgleich jetzt wieder hellwach (89.) und brachte Smith, der zu dieser Chance die Vorarbeit leistete, auch in der Kabine noch dazu an sich zu zweifeln.
Stimmen:
Frank Stolina (Trainer Meiendorfer SV): Wir haben eine gute Leistung geboten, den Gegner klar dominiert und uns Chencen en masse erspielt. Unser Grundsatz war das Spiel über die Außen zu tragen, was uns auch zum größten Teil gut gelungen ist. Wir geraten aber immer wieder unnötig unter Druck, weil wir einfach nicht in Führung gehen wollen. Smith hat zwar gut gekämpft und die Bälle gut abgeschirmt, aber beim Abschluss brachte er mich zur Verzweiflung. Das Prolem liegt bei uns momentan einfach in vorderster Front. Es mangelt an der nötigen Entschlossenheit im Abschluss. Bei einem frühen Tor würde die ganze Mannschaft selbstsicherer im Abschluss auftreten. Wenn wir hier wieder abgebrühter agieren, wird sich der Erfolg bei uns auch wieder einstellen.
Olaf Lehmann (Trainer FT Eider-Büdelsdorf): Das war sicherlich ein interessantes Spiel für die Zuschauer. Für mich war es aber trotz des Punktes mehr enttäuschend. Wir haben zu keinem Zeitpunkt das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Die Mannschaft hat nicht so gekämpft, wie ich es mir gewünscht hätte. Meiendorf hat uns klar kontrolliert. Insgesamt müssen ich mit dem einen Punkt aber zufrieden sein.
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