Es war ein komisches Bild. Viele Zuschauer verdrehten verwundert die Augen. Lurups bester Torjäger Henricy schimpfte wie ein Rohrspatz seinen Mitspieler Lojewski in der 60. Minute aus. Der hatte doch tatsächlich den Goalgetter alleinstehend vor dem gegnerischen Kasten übersehen und lieber eigennützig, aber unnötig am Schnelsener Tor vorbeigeschoben. Es fehlte nicht viel und beide wären sich an die Gurgel gegangen. Es schien beinahe so, als wäre es eine entscheidende Situation in diesem Spiel gewesen. Doch dem war nicht so. Es stand bereits 3:0 für die Gastgeber und die Überlegenheit der Luruper war kaum auszuhalten. Diese Sequenz bewies jedoch, wie heiß der SVL an diesem Nachmittag war. Egal, ob es nun 0:0 oder 6:0 stand, bei Ballbesitz ging es im Eiltempo nach vorne. Jeder Spieler brannte, jeder Spieler war seinem Gegenüber bei weitem überlegen.
Die Partie begann selber mit 20 Minuten Verspätung, da die Schnelsener ebenso wie die Luruper in weißen Trikots auflaufen wollten. Das ging natürlich nicht, also musste Germania seine Kluft wechseln. Dies war aber gar nicht so leicht, denn man hatte keinen zweiten Trikotsatz dabei und auch Lurup wollte nicht auf seine weißen Jerseys verzichten. Es war Sponsorentag beim SVL und auf den blauen Ausweichtrikots war der Werbe-Schriftzug nicht drauf. Also wartete man, bis die Arbeitskleidung aus Schnelsen per Auto beschafft wurde. Eine gute Viertelstunde nach dem Spielbeginn war die Gelegenheit eigentlich dann schon durch. Die Viererkette von Germania erlebte sein Waterloo und wurde nach Regeln der Kunst auseinandergenommen. Zu keinem Zeitpunkt kam man mit dem Pressing der Platzherren zurecht. Kein Wunder, dass die ersten beiden Gegentore aus jeweiligen Fehlern der Innenverteidiger resultierten. Hardekopf und Engl klärten unzureichend, die unglaublich aufdrehenden Lojewski und Henricy waren die frühen Nutznießer dieser Geschenke.
Dreifacher Torschütze: Björn Henricy
Von einem gerechten Kräftemessen konnte nie die Rede sein. Lurup gilt als die Mannschaft, die am schnellsten in der Staffel das Mittelfeld überbrücken kann. Die Angriffe platzierten sich immer wieder in die Nahtstellen der Raumverteidigung im Mittelfeld und der Abwehr der Gäste. Dazu kamen die Schnelsener Langsamkeit, das fehlende Zweikampfverhalten und die katastrophale Darbietung einzelner Spieler. Der Sturm und das offensive Mittelfeld waren gar nicht vorhanden. Die Außen (Lüders, Koch) waren ein Schatten ihrer selbst und die Probleme in der Innenverteidigung und dem defensiven Mittelfeld wurden bereits angesprochen.
Ein zweifelhafter Handelfmeter, Engl sprang bei einer Grätsche der Ball an die Hand, besiegelte just in der Phase die Schnelsener Pleite, als die Germanen endlich das Tempo aus dem Spiel nehmen konnten, was aber wohl auch an einer Luruper Verschnaufpause lag. Nach dem Seitenwechsel änderte sich gar nichts. Schnelsens Versuche die Pleite in einem erträglichem Maße zu halten, scheiterten kläglich. Henricy (nun 14 Treffer) und der eingewechselte Heinßen (letzte Woche noch vom Platz geflogen) ließen das Ergebnis in eine gerechte Höhe wachsen. Schnelsen war noch gut bedient mit diesem Sechserpack, denn ein zweistelliger Sieg war durchaus realistisch. Mindestens sechs weitere Male tauchte der Oberliga-Absteiger mutterseelenallein vor Keeper Ludewig auf. Man konnte erahnen, wie und warum Halstenbek mit 0:10 an der Flurstraße zu Beginn der Saison untergegangen war.
Sasels Trainer Andreas Reinke und Torwart Holger Sander waren Zeugen dieses Spektakels gewesen. In zwei Wochen kommt es an gleicher Stelle zum Spitzenspiel der wohl besten Mannschaften der Liga. Sasels Coach wird sich einige Gedanken machen müssen, wie man Lurups beeindruckende Heim-Statistik vergessen machen könnte. Sechs Spiele, sechs Siege und 26:4 Tore, besser geht es kaum.
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